Über Swing - die Tanzstile

WAS IST SWING?

Swingmusik ist eine Spielform des Jazz und kann musikalisch über seinen einzigartigen Rhythmus charakterisiert werden. Den Unterschied zwischen einem nicht-swingenden und einem swingenden Rhythmus zeigt sehr schön dieses kleine Video:

Je nach Tempo kann Swingmusik einen sehr “coolen” Charakter haben, oder besonders mitreißend sein. Das Freiheitsgefühl und die Lebensfreude, die diese Art von Musik erzeugt, haben ihr in den 1920er Jahren zum Durchbruch verholfen. Swingmusik war zu seiner Entstehungszeit eine sehr beliebte Tanzmusik, die mit der Entdeckung neuer Tanzstile wie dem Charleston und später Lindy Hop zusammenfiel. Persönlichkeiten wie der Lindyhopper Frankie Manning, der in 1930er Jahren die legendären Performances der Whitey’s Lindy Hoppers choreografierte und in den 1980er ein Revival des Lindy Hop ermöglichte, prägten den Swingtanz nachhaltig. 

Rund um das “Swingfeeling” entstand so eine Vielfalt aus musikalischen Tanz- und Spielarten, die v.a. von schwarzen und später weißen Interpret*innen und Bands weiterentwickelt wurden. Louis Armstrong, Ella Fitzgerald oder Frank Sinatra, und auch die einflussreichen Big Bands von Benny Goodman, Glenn Miller oder Duke Ellington zählen zu den bekannten Namen. Bis heute reißt das Swingfieber nicht ab: Krimiserien wie Babylon Berlin bedienen sich der Goldenen Zwanziger und zeitgenössische Musiker wie Roger Cicero oder eine Reihe junger Swingbands interpretieren Swingtitel wie “In the Mood” oder “Sing sing sing” neu.

LINDY HOP

Wer vom “Swingtanzen” spricht, meint meistens den sogenannten „Lindy Hop“, der in den Ballsälen von Harlem entstanden  und dessen Name Charles Lindberghs Jahrhundertflug (“Hop”) über den Atlantik im Jahre 1927 nachempfunden ist. Der Lindy Hop lässt im Gegensatz zu anderen - standardisierten -  Paartänzen mehr Freiheiten zu und zeichnet sich durch die spielerische Kombination verschiedener Figuren aus. Tänzerinnen und Tänzer reagieren  spontan auf die Musik und "vertanzen" sie - oft entstehen dabei tolle Momente aus der Kommunikation im Paar.


Die Körperhaltung ist beim Lindy Hop eher lässig und zu jedem Beat der Musik geht es in den Knien nach unten - es wird "gebounced". Es wird mal offener und mal enger getanzt, daraus entsteht eine dynamische Beziehung zwischen den Tanzenden, die bestimmt wird von der Energie und den Impulsen der führenden Rolle (“Lead”) und den Antworten der folgenden Rolle (“Follow”). Wer welche Rolle übernimmt, hat heute beim Lindy Hop kaum mehr eine Bedeutung. Fortgeschrittene tauschen auch gerne mal die Rollen, sie „switchen“. Gerne wird der Tanz auch durch sogenannte „Breakaways“ unterbrochen, in denen die Tänzer*innen eine musikalische Pause einbauen und solo improvisieren, bis sie wieder zurück ins Paar finden. Dabei steht nicht die Perfektion, sondern die Kommunikation, der persönliche Ausdruck und der Spaß im Vordergrund! Das sieht bei jedem Paar anders aus - und das ist auch gut so!

So tanzen die Profis Lindy Hop

Lindy Hop versteht sich als „social dance“. Partnerwechsel gehören also dazu. Deshalb ist es auch möglich, ohne feste Partnerin oder festen Partner zum Swing zu kommen. Auf also zur nächsten Party! Fast immer gibt es am Anfang einen Taster zum Kennenlernen.

SHAG

Collegiate Shag ist einer der drei klassischen Swingtänze. Sein Name verrät, dass er viel von College-Student*innen getanzt wurde und er ist entsprechend dynamisch, lebensfroh und schnell. Shag kann zu Musik in mittlerem und schnellerem Tempo getanzt werden, stammt aus den 20er und 30er Jahren. Der Oberkörper ist ähnlich wie im Balboa vergleichsweise ruhig. Die Beinarbeit dagegen besteht aus vielen lockeren, kleinen Hüpfern und Kicks besteht. 

Er kann wunderbar mit anderen Swingtänzen kombiniert werden und wird heutzutage meistens auf eine Sechser-Zählzeit getanzt.

So sieht es bei den Profis aus. 

BALBOA

Das Besondere beim Balboa ist die sehr enge Tanzhaltung verbunden mit eleganter Fußarbeit. Balboa kann erstaunlich entspannt auf sehr schnelle Musik getanzt werden und eignet sich auch für volle Tanzflächen, da man nur wenig Platz benötigt.

SOLO JAZZ

Unter dem Begriff “Solo Jazz” versteht man das Tanzen ohne Partner*in auf Jazz- bzw. Swingmusik. Viele unterschätzen diese Form des Swingtanzens, weil man alleine tanzt und der Solo Jazz mit dem Erlernen trockener Choreografien assoziiert wird. Aber er ist so viel mehr!

Es gibt ein unendliches Repertoire an Bewegungen, die sehr einfach zu erlernen sind und dann zur Musik kombiniert werden. Ähnlich wie in der Jazzmusik entsteht daraus eine musikalische Improvisation aus rhythmischen Elementen und expressiven Gesten. Im Solo Jazz sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt, sodass auch Rückgriffe auf andere Tanzstile wie den Charleston möglich sind. Dabei herrscht kein Anspruch auf Perfektion, vielmehr steht die Leidenschaft im Vordergrund, allein oder in der Gruppe möglichst viel Spaß zu haben. Beim Jazz Roots - Festival in Paris kommt das besonders gut zum Ausdruck.

Besonders schön und dynamisch kann das Solo Jazz-Tanzen sein, wenn eine gemeinsame Choreografie, auch “Routine” genannt, getanzt wird. Die bekanntesten darunter sind z.B. der Shim Sham, der Tranky Doo oder der Big Apple. Wer einmal das Solo Jazz-Tanzen kennengelernt hat, wird ein ganz neues Verhältnis zur Swingmusik und zum eigenen Körper entwickeln. Das wird auch deinen Paartanz bereichern!

CHARLESTON

Der Charleston hat seinen Namen von der Hafenstadt Charleston in South Carolina, wo die afroamerikanischen Ursprünge des Tanzes vermutet werden. Bekannt wurde der Charleston (und der gleichnamige Song von James P. Johnson) in den 1920er Jahren. Josephine Baker brachte den Tanz mit seinen typischen Twists und isolierten Arm- und Beinbewegungen nach Europa. 

Dieser sogenannte “20s Charleston” wird auch als Paar getanzt, die Tanzhaltung ist dabei geschlossen (gegenüber). Der 20s Partner Charleston kann auch auf schnelle Musik getanzt werden. 

Elemente aus dem Charleston wurden später in den Lindy Hop übernommen, diese Schritte und Figuren bezeichnet man als 30er und 40er Jahre Charleston (auch Lindy Charleston, Savoy Charleston oder Swing Charleston). Die Grundhaltung ist hier offen (nebeneinander). Die Schritte und Figuren zeichnen sich durch viele Kicks mit flottem Rhythmus aus.